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Luca Signorelli
Nackter Mann, der einen Leichnam trägt · Schwarzer Stift, Aquarelltönungen in Braun, Grün, Dunkelgrau und Weiß · rmn / Musée du Louvre Paris, Department des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 1801r.

In dieser Zeichnung Luca Signorellis (ca. 1445–1523) handelt es sich um eine der zahlreichen Vorstudien zu den Wandgemälden in der Capella Nuova des Doms von Orvieto. Sie wurden in mehreren Etappen von Fra Angelico und ­Signorelli angefertigt und umfassen ein reichhaltiges ikonografisches Programm, das sich über Szenen der Johannes-Offenbarung über Motive der griechischen und ­römischen Antike bis hin zu Darstellungen von Dantes Göttlicher Komödie spannt. Signorelli hat den umfangreichen Orvietaner Zyklus innerhalb von knapp vier Jahren (1499–1503) gemalt und Maßstäbe gesetzt, die erst von ­Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle übertroffen wurden.
Angesichts der großen Anzahl großformatiger nackter Figuren, die der ­Zyklus in Orvieto enthält, stellt sich die Frage nach der zeichnerischen Vorbereitung des enormen figürlichen Repertoires. Die Voraussetzung für die Erfindungskraft und die Sicherheit im Zeichnen nackter Körper in sehr unterschiedlichen Haltungen bildeten offenbar in altmeisterlich-akademischer Technik ausgeführte Zeichnungen von Aktgruppen und Gewandfiguren. Von diesen Vorstudien hat sich eine große Anzahl erhalten. In Orvieto verarbeitet findet sich aber lediglich das Motiv des Nackten Mannes, der einen Leichnam trägt. Es wurde seitenverkehrt in der Darstellung der Qualen der Verdammten in der Hölle verwendet, welche das Joch über dem Zugang zur Cappellina dei Corpi Santi bedeckt.